INHALT

‚Das Paradox des Friedens ist, dass er erobert werden muss. Mit Kriegsgewalt.’

Heute wie vor tausend Jahren werden mit dieser Formulierung Interventionen und Kriegseinsätze auf der ganzen Welt legitimiert. In seinem Stück ATROPA – DIE RACHE DES FRIEDENS greift Tom Lanoye die Thematik des trojanischen Krieges auf und verwebt sie mit Bezugsgrößen der heutigen westlichen Welt. Durch diesen Brückenschlag gelingt ihm ein eindrucksvolles Bild der Gegenwart im Spiegel der Antike. Ausgehend von Euripides’ und Aischylos’ Texten wird die Notwendigkeit von Krieg im Dienst von Freiheit, Demokratie und Menschenwürde beleuchtet. Wie viel ist das Leben eines Einzelnen wert, wenn das Leben Tausender, wenn die Werte einer modernen Kultur auf dem Spiel stehen? Diese Frage stellt Agamemnon als Führer des griechischen Heeres, nachdem seine eigene Tochter als erstes Opfer fürs Vaterland fiel. Diese Frage stellte die amerikanische Politik nach dem Einsturz der Türme und vor der Tötung Saddam Husseins und Osama bin Ladens. Und diese Frage stellt sich der Welt nach dem arabischen Frühling und Enthüllungen von Wikileaks.

 

Tom Lanoyes Text ist eine Parabel über unsere Geschichte, vor allem aber eine tiefgründige Skizze menschlichen Handelns und Strebens.

 

"Der Trojanische Krieg stellt immer wieder von neuem die Frage an Krieg überhaupt. Die zentrale Frage auch heute ist nicht, warum können Länder nicht in Frieden miteinander leben, sondern, wenn es gute Gründe und Rechtfertigungen gibt, einen Krieg zu führen, was passiert dann? Das wirkliche Drama ist Gerechtigkeit gegen Gerechtigkeit."

Tom Lanoye