PRESSE

AUSZÜGE AUS 'SCHÄL DU DIE MÖHREN, ICH ERZÄHL VON HITLER' // von Dirk Pilz // Berliner Zeitung

'... Gern hätte man sich zu den beiden sympathischen Damen an den Herd gestellt, denn schnell will es einem an diesem bemerkenswert kurzen Theaterabend scheinen, als schauten wir durch das sprichwörtliche Schlüsselloch in ein fremdes Leben, als gäbe es hier zwischen Spiel und Leben keine Unterscheidung. Lore Stefanek und Juliane Gruner, die zum Kochen und Reden bestellten Darstellerinnen, sprechen auch immer so, als stünden wir direkt neben ihnen. Nicht nur leise und unaufgeregt sprechen sie, sondern auch ohne sonstige Aufmerksamkeitsmerker, ohne Silbendehner und Betonungsverschieber, ohne ausgreifende Gestik und stilisierte Bewegungen. Sie kochen und reden einfach, schnibbeln Möhren, schälen Zwiebeln und erinnern sich.

Diese intime Einfachheit des Spiels hat nicht nur den Effekt, dass alles unerhört natürlich, der Wirklichkeit zum Verwechseln ähnlich ausschaut, es ist auf subtile Weise auch eine Interpretation dessen, was hier kochend besprochen wird. ...

Cixous' Text hält sich dabei jede moralische Anklägerei vom Leib. Sie zeigt, wie sich zwei Menschen erinnern und wie dieses Erinnern im Korsett der Zuschreibungen stattfindet. Es ist damit auch ein Spiel über Selbst- und Fremdbestimmung. Die theoretische Frage, ob es ein Jenseits dieser Mechanismen überhaupt geben kann, spielt latent durchaus eine Rolle, im Kern handelt dieses Stück Theater aber von den formgebenden Kräften des Zuschreibens selbst. "Alle sind Rassisten", heißt einer der zentralen Sätze. Alle sind Rassisten, indem erst durch Differenzbildung Identitäten entstehen, Differenzen zugleich aber immer Verkleinerungen darstellen, die sich rassistisch ausbeuten lassen. Und wie sieht ein Miteinander, ein Erinnern und Sprechen aus, das dieses Korsett zu sprengen verstünde?

Dass die Regie dieses Stück spielen lässt, als würde hier eine Alltäglichkeit verhandelt, etwas, das man zwischen Kartoffelschälen und Schnittchen essen besprechen könnte, ist das, im besten Sinne, Unerhörte des Abends: Er nimmt dem Erinnern das Pathos und stellt eine bestürzend einfache Frage: Was soll man sagen, wenn man von Geschichte, der deutschen zum Beispiel, weder beschwörend noch beschönigend sprechen will.'

AUSZÜGE AUS 'HOCHGEKOCHT UND KLEIN GESCHNITTEN. BEMERKENSWERTE ENTDECKUNG: 'DAS DARF MAN NICHT SAGEN' AN DER SCHAUBÜHNE // von Hinrike Gronewold // Weltexpress

'... Die experimentelle Schreibweise von Hélène Cixous ist nicht leicht zugänglich. Es ist deshalb eine verdienstvolle Leistung der Schaubühne, das Stück „Das darf man nicht sagen“ als deutschsprachige Erstaufführung in der subtilen Inszenierung von Anne Schneider mit einem exzellenten Schauspielerinnenduo dem Berliner Publikum vorzustellen. ...

Anne Schneider hat das Stück inszeniert wie ein musikalisches Werk. ...

Juliane Gruner und Lore Stefanek erfüllen das Stück, in dem nichts passiert, mit ungeheurer Spannung. Es gelingt ihnen, die schwierige Dialogführung ganz selbstverständlich umsetzen und so eine wundervolle, überzeugende Interpretation zu realisieren.'

AUSZÜGE AUS 'EIN KLEINER, LEISER, GROSSER THEATERABEND AN DER SCHAUBÜHNE BERLIN' // von Lorenz Tomerius // Märkische Oderzeitung

'Ein kleiner, leiser, großer Theaterabend in Berlin. Im Studio der Schaubühne inszeniert die junge Anne Schneider nach kleineren Arbeiten mit Mut und Demut die deutschsprachige Erstaufführung von „Das darf man nicht sagen“ von Hélène Cixous. ...

„Dieses ganze Kochen ist dazu da, während des Gesprächs verschlungen zu werden. Es ist theatralisches Kochen“. Und das tut der sensiblen Inszenierung atmosphärisch und rhythmisch gut, und gibt den gedankenvollen Rückblicken eine beim Hintergrund von Holocaust und Wiedergutmachung fast unaufgeregte Nervenpolsterung...'